Amazon: Onlinehändler setzt Expansion- und Wachstumsoffensive weiter fort

Der 1994 von Jeff Bezos gegründete amerikanische Konzern Amazon.com ist das derzeit größte Online-Einzelhandelsversandhaus der Welt. In mehr als 150 Ländern verkauft Amazon seine Waren. Die Produktpalette ist breit gefächert. Der ehemals als Online-Buchhändler gestartete Konzern hat sich inzwischen zu einem "Gemischtwarenladen" mit allumfassenden Angebot von Büchern, CDs, DVDs, Elektronikartikeln, Computer-Soft- und Hardware, Haushaltswaren und Bekleidung bis hin zu Haustierbedarf und in einigen Ländern auch Lebensmitteln gewandelt. Was Amazon nicht selbst anbietet, finden Käufer über die integrierten Verkaufsplattformen "Marketplace" und "z-Shops", durch die Privatpersonen und Unternehmen sowohl neue als auch gebrauchte Produkte anbieten können. Unter der Marke Amazon Kindle vertreibt der Konzern neben einem Lesegerät für elektronische Bücher ebenfalls den Tablet-Computer Amazon Kindle Fire. Der Bereich kann als Aushängeschild für die Ambitionen gelten, als einer der größten Anbieter von digitalen Mehrwerten (Streaming, Cloud-Diente) im Internet in Erscheinung zu treten. An der Börse wird die an der Nasdaq gelistete Gesellschaft zurzeit mit rund 144 Milliarden Dollar bzw. rund 105,6 Milliarden Euro bewertet.

Mit den am 24. April veröffentlichten Zahlen für das 1. Quartal 2014 knüpft der weltgrößte Onlinehändler nahtlos an die Geschäftsentwicklung in den letzten Finanzberichten an: "Umsatz hui, Ergebnis pfui". In den ersten drei Monaten konnte Amazon den Konzernumsatz um 23% von 16,07 auf 19,74 Milliarden Dollar steigern. Das operative Ergebnis schrumpfte im Quartalsvergleich mit dem Vorjahr um 19% von 181 auf 146 Millionen Dollar zusammen. Unterm Strich realisierte der Handelsriese einen Gewinn in Höhe von 108 Millionen Dollar, immerhin ein Plus von 31% gegenüber dem Vorjahresgewinn von 82 Millionen Dollar.

Der Grund für den "mickrigen" Quartalsgewinn von 108 Millionen Dollar, den Amazon angesichts eines Quartalsumsatzes von nahezu 20 Milliarden Dollar unterm Strich realisiert habe, sei laut EURO am SONNTAG dem aggressiven Investitionstempo des Onlinehändlers geschuldet. Amazon-Chef Jeff Bezos priorisiere aktuell den Gewinn von Marktanteilen und das Umsatzwachstum. Der Konzern investiere aktuell "horrende Summen" in den Ausbau des Produktsortiments. Längst biete Amazon nicht mehr nur Bücher, CDs und DVDs an. Inzwischen seien auch Fahrräder, Waschmaschinen, Küchenherde, Wasserhähne, Tierfutter, Autoreifen und vieles mehr über die Webseiten des Konzerns online orderbar. Aktuell erweitere Amazon die Logistikzentren des Konzerns, um die notwendigen Kühlketten für den Lebensmittelversand aufzubauen. Über den Abodienst "Prime Pantry" sei die Bestellung und Lieferung von Lebensmitteln am gleichen Tag schon in 12 US-Metropolregionen möglich. Auch im Bereich der digitalen Dienste intensiviere Amazon den Ausbau. Nachdem Amazon inzwischen laut EURO am SONNTAG mehr elektronische Bücher für das Lesegerät Kindle verkaufe als in Papierform, dränge der Onlinehändler jetzt auch in den Markt für "hochwertiges Videostreaming oder Webdienste für Unternehmen wie Datenbanksoftware aus dem Internet". Gerüchteweise sei im Sommer mit einem eigenen Amazon-Smartphone zu rechnen. Wie lange die rigorose Expansionsstrategie des US-Konzerns noch weiter in diesem Tempo anhalten werde, wisse womöglich selbst Jeff Bezos nicht zu sagen. Bei einem Anteil des Internetshoppings von 10% am Gesamteinzelhandel in den USA bestehe sicherlich noch viel Potential für den größten Onlinehändler der Welt. Laut EURO am SONNTAG sei spätestens "am Ende des Jahrzehnts" mit der "Erntephase" dieser Investitions- und Wachstumsoffensive zu rechnen. Geduldigen Anlegern biete sich durch die derzeitige Schwäche der Amazon-Aktie eine attraktive Einstiegsgelegenheit um in einigen Jahren davon zu profitieren, dass die Konzerngewinne endlich an Dynamik zulegen. Das nächste Kursziel von EURO am SONNTAG lautet 270,00 Euro und entspricht einem Aufwärtspotential von 18%.

Charttechnische Einschätzung: Auch wenn Amazon-Aktionäre mit der Performance des Titels im Finanzjahr 2014 angesichts eines Rutsches um nahezu 25% vom Allzeithoch, das erst Anfang des Jahres bei knapp 410,00 Dollar markiert wurde, alles andere als zufrieden sein dürften, sieht das langfristige Kursbild der Aktie immer noch nicht angeschlagen aus. Der diesjährige Kursrutsch endete bislang genau an der seit 2008 intakten Aufwärtstrendlinie. Geht es unter 300,00 Dollar muss allerdings von einer größeren Korrektur ausgegangen werden. Doch für den Fall, dass die Aktie in den kommenden Wochen die 300-Dollar-Marke verteidigen kann und sich eine Umkehrformation herauskristallisiert, bestehen gute Chancen für eine Fortsetzung der beeindruckenden langjährigen Hausse.

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