Tomorrow Focus: Reiseportal könnte zum Übernahmeziel für Wettbewerber werden

Lange handelte es sich bei Tomorrow Focus um eines der größten Internet-Medienunternehmen Deutschlands mit einer Vielfalt von Themenschwerpunkten (Reise, Partnervermittlung, Nachrichten, Wirtschaft, Entertainment, Community, Immobilien und Gesundheit). Doch damit ist seit 2015 Schluss. Der Konzern ist mitten in der Neuausrichtung des Geschäftsmodells und dabei, eine Vielzahl von Aktivitäten zu veräußern. Künftig will sich Tomorrow Focus als Reisevermittler präsentieren und baut dabei auf die erfolgreichste Unternehmensbeteiligung "HolidayCheck". Diese Neuausrichtung wird sich ab Juni 2016 auch im Namen niederschlagen. Auf der Hauptversammlung soll die Umbenennung des Konzerns in HolidayCheck abgesegnet werden. Neben dem Hotelbewertungs- und Reisebuchungsportal zählt auch das auf die Vermittlung von Mietwagen spezialisierte "MietwagenCheck" zu den wichtigsten Beteiligungen. Die Marktkapitalisierung der Gesellschaft beträgt aktuell rund 150 Mio. Euro.

Weil der Markt für Pauschalreisen durch die jüngsten Terroranschläge in Paris, der Türkei und Belgien einen spürbaren Einbruch erlitten hat, waren die Marktteilnehmer über die Zahlen von Tomorrow Focus für das 1. Quartal nicht überrascht. Der Konzernumsatz ging leicht um 1 % von 30,4 auf 30,1 Mio. Euro zurück. Das operative EBITDA brach um 88,9 % von 3,6 auf 0,4 Mio. Euro ein. Das EBIT rutschte nach 0,2 Mio. Euro im Vorjahr mit -0,7 Mio. Euro in die Verlustzone. Das Konzernergebnis lag nach -0,8 Mio. Euro im Vorjahr bei -0,3 Mio. Euro.

Mit der Umbenennung in HolidayCheck auf der Hauptversammlung am 16. Juni unterstreiche Tomorrow Focus laut DER AKTIONÄR den Wandel vom "Gemischtwarenladen mit zig verschiedenen Beteiligungen" zur zentralen Anlaufstelle für Urlaubssuchende. Das Portal HolidayCheck sei schon lange das Aushängeschild des Konzerns. Mit mehr als 16 Mio. Visits pro Monat und 6,45 Mio. Unique Usern sei HolidayCheck die führende Anlaufstelle im deutschsprachigen Web für Reiseinformationen. Auch wenn das 1. Quartal eher enttäuschend verlaufen sei, verdiene Tomorrow Focus gut an den Provisionen, wenn Reiseangebote von Drittanbietern auf HolidayCheck gebucht würden. Trotz der Schwächephase bei Pauschalreisen nach den jüngsten Terroranschlägen in Europa und der Türkei werde der Markt für Urlaubsreisen langfristig weiter wachsen. Und HolidayCheck werde zu den Profiteuren dieser Entwicklung zählen. Der Konzern denke auch über die Stärkung der Präsenz durch Zukäufe nach. Aber für Anleger sei die Gesellschaft noch interessanter als mögliches Übernahmeziel. Für die Branchengrößen Booking.com oder Ctrip.com sei HolidayCheck ein lohnender Zukauf, zumal die Bewertung mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 1,2 im Vergleich mit Wettbewerbern günstig sei. Tripadvisor habe ein KUV von 5,2, Ctrip und auch Priceline (der Mutterkonzern von Booking.com) hätten Bewertungen von 4,2. Alle drei Unternehmen könnten sich eine Übernahme von HolidayCheck nach dem Kurssturz des letzten Jahres problemlos leisten. DER AKTIONÄR beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme mit 50 %. Doch auch ohne Übernahmeangebot habe Tomorrow Focus/HolidayCheck "einiges an Spielraum nach oben". Diese Auffassung teile offensichtlich auch Aufsichtsrat Stefan Winners, der sich in den letzten Tagen mit insgesamt 6.000 Aktien zu einem Stückpreis von 2,59 Euro eingedeckt habe. DER AKTIONÄR rät mit einem Kursziel von 3,50 Euro zum Kauf (35 % Potenzial).

Charttechnische Einschätzung: Einen regelrechten Sturzflug hat die Aktie von Tomorrow Focus in den letzten 12 Monaten hingelegt. Von 5,50 Euro sackte der Kurs bis auf 2,42 Euro ab. Noch ist es zu früh, um zu sagen, dass das Schlimmste hinter dem Titel liegt. Eine Bodenbildung hat noch nicht stattgefunden. Davon wäre erst bei einem Sprung über 3,00 Euro auszugehen.

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