Gilead Sciences: Spekulationen um einen Übernahmecoup um Gewinnrückgang zu stoppen

Die 1987 gegründete Gilead Sciences Inc. (WKN: 885823) aus Foster City, Kalifornien, kann als Prototyp einer Erfolgsgeschichte aus der Biotech-Branche herhalten. Von Anfang an widmete sich Gilead Sciences der Erforschung, Entwicklung und dem Vertrieb von Medikamenten gegen Krankheiten, für die es bislang keine Therapiemöglichkeiten gibt bzw. gab. Bahnbrechende Erfolge konnte Gilead Sciences bei der Entwicklung eines Medikamentes gegen die lebensgefährliche Infektionskrankheit Hepatitis C erzielen. Außerdem zählt Gilead Sciences weltweit zu den führenden Anbietern von Medikamenten bei HIV/Aids-Erkrankungen. Auch für Atemwegs-, Herz- und Stoffwechselerkrankungen und für die Behandlung von verschieden Krebstherapien hat der Konzern schon zugelassene Medikamente im Portfolio und weitere in verschiedenen Phasen der klinischen Forschung. Dem Konzern ist mit derzeit schon 21 zugelassenen Präparaten und über 40 weiteren Wirkstoffkandidaten in der Erforschung längst der fließende Übergang von einem Biotech-Startup zu einem Pharmakonzern geglückt. Die Gesellschaft, deren Aktien an der NASDAQ gelistet sind, wird aktuell mit rund 108,8 Mrd. USD bewertet.

Am 25. Juni veröffentlichte Gilead Sciences die Zahlen für das 1. Halbjahr 2016. Gegenüber dem Vorjahr gingen die Erlöse leicht um 1,7 % von 15,84 auf 15,57 Mrd. USD zurück. Das Nettoergebnis gab überproportional um 10,6 % von 9,45 auf 8,45 Mrd. USD nach. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich leicht von 6,08 auf 6,11 USD.

Das jüngst veröffentliche Quartalsergebnis sei laut BÖRSE ONLINE bei den Aktionären von Gilead Sciences nicht gut angekommen, obwohl der Biotech- und Pharmakonzern mit einem Quartalsgewinn von 3,08 USD je Aktie die Analystenschätzung von 3,03 USD übertroffen habe. Offensichtlich erwartet der Markt neue Blockbuster von Gilead Sciences, nachdem der Konzern die Anleger jahrelang mit einem dynamischen Gewinnwachstum verwöhnt habe. Als "Stimmungskiller" habe sich zudem die Korrektur der Umsatzprognose für das Gesamtjahr von 30-31 Mrd. USD auf 29,5-30,5 Mrd. USD erwiesen. Doch angesichts der sinkenden Einnahmen mit den Hepatitis-C-Heilmitteln im Zeitraum April bis Juni habe der Konzern so reagieren müssen. Im 2. Quartal seien die Erlöse mit den 3 langjährigen Gewinntreibern von 4,9 auf 4,0 Mrd. Euro zurückgegangen. Am drastischen davon betroffen gewesen von diesem Einbruch sei der größte Megaseller Harvoni. Der einstige Hepatitic-C-Blockbuster leide unter dem Wettbewerb durch zwei neue Medikamente. Gilead Sciences habe deswegen die Preise senken müssen. Nun werde darüber spekuliert, ob Gilead Sciences über eine größere Übernahme neue Produkte zukaufen werde, um den Gewinnrückgang zu stoppen. Die Kriegskasse sei für ein solches Vorhaben mit 24,6 Mrd. USD an liquiden Mitteln prall gefüllt. Angesichts dieser Fantasie bleibe die Aktie aufgrund der niedrigen Bewertung mit einem 2017er-KGV von 7 kaufenswert. BÖRSE ONLINE rät mit einem Kursziel von 102,00 Euro zum Kauf (rund 38 % Potenzial).

Charttechnische Einschätzung: Die Aktie von Gilead Sciences steckt in der Korrektur. Seitdem im Sommer 2015 bei 122 USD nach einer langjährigen, steilen Rally das gültige Allzeithoch markiert wurde, driftet der Titel nach unten. Im Anschluss an eine solch fulminante Rally – der Titel startete die Rekordfahrt bei 20 USD – ist diese Entwicklung nicht untypisch. Anleger sollten aktuell das letzte Verlaufstief bei 78,25 USD im Auge behalten. Wird diese Marke unterschritten, könnte noch eine weitere Abwärtswelle folgen.

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