Information zum Blog
Michael Schwierz
Dipl.-Kfm. (Universität Augsburg)
M. Sc. in Education of Business and Information Systems (Universität Bamberg)

Hinweis nach WPHG §34 zur Aufklärung über mögliche Interessenskonflikte:

Michael Schwierz handelt regelmäßig mit in diesem Blog besprochenen Wertpapieren bzw. besitzt regelmäßig Positionen in den genannten Wertpapieren.

Haftungsausschluss:
Die Informationen im Blog von Michael Schwierz stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf irgend eines Wertpapieres dar. Der Kauf von Aktien ist mit hohen Risiken behaftet. Ihre Investitionsentscheidungen dürfen Sie nur nach eigener Recherche und nicht basierend auf den Informationsangeboten treffen. Ich übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung der Informationen entstehen.

Michael Schwierzs Trading Channel besteht aus einem Trading Tagebuch für mittelfristige Strategiebesprechungen und einem Live Trading Ticker für neue Käufe, Verkäufe und kurze Marktkommentare.
Michael Schwierz schrieb am Sonntag, 11.05. in seinem Trading Tagebuch:
Liebe Leser, trotz eines insgesamt freundlichen Marktes bröckeln die Kurse der allermeisten Aktien ab. Das macht gerade wenig Spaß. Eine hohe Cashquote bleibt angesagt. Ich konzentriere mich gerade auf lediglich 2 Werte. SHW und Ströer. SHW ...
Außerdem verfasste er in den letzten Tagen 0 Meldungen in seinem Live Trading Ticker, die unmittelbar an seine Kunden per Mail gesendet wurden:
Live Trading Ticker
14.05. 10:08 Uhr
*******************
13.05. 13:08 Uhr
*******************
12.05. 08:24 Uhr
Hinweis: SHW ex-Dividende
08.05. 15:22 Uhr
Gekauft 1250 Stroeer Media zu 12,6943€ (schnitt)
08.05. 12:33 Uhr
Gekauft 150 SHW zu 44,4575€
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Swing- und DayTrading
Reales 100.000 € Trading-Depot
Kategorie: Allgemein | 0 Kommentare

Sonntag, 27. März 2011

Trader-Interview

Liebe Leser,

nachfolgend sehen Sie mein Interview, welches anlässlich der Anlegermesse "Invest" durchgeführt wurde und in der aktuellen Mastertraders-Broschüre zu finden ist:

Hallo Herr Schwierz, bitte schildern Sie uns Ihre Anfänge als Trader.
Wie sind Sie zum Trading gekommen?


Michael Schwierz: Meine ersten Schritte im Wertpapierhandel liegen mittlerweile schon weit über 10 Jahre zurück. Im Alter von 15 Jahren erweckte der viel umworbene Börsengang der Deutschen Telekom
erstmalig mein Interesse am Aktienmarkt. Als junger, dem Risiko nicht
abgeneigter Kerl, vertraute ich meine kompletten Ersparnisse aus
Ferienjobs und vom Zeitungen Austragen der Volksaktie an. Ich verkaufte
die Aktien Mitte 1999 mit weit über 100% Gewinn. Sicherlich keine
schlechte Zeit um mit der Börse anzufangen. Obwohl sich natürlich heraus
stellte, dass ich die Aktien viel zu früh verkaufte, gehöre ich dennoch zu der
kleinen Anlegergruppe, die die Aktien der Deutschen Telekom nicht zu spät
verkauften. Beflügelt durch diese Erfahrung kümmerte ich mich um die
Jahrtausendwende, in der Spitze des Booms am Neuen Markt, um die
Zeichnung von Neuemissionen und den Handel von Neuer Markt-Aktien.
Das war damals wie eine Lotterie. Ich hatte kaum Ahnung von
Unternehmensbewertungen, zeichnete aber fast jedes IPO. Gerne erinnere
ich mich hier an eine Zuteilung der Aktie von "Web.de", mit der ich mein
Depot verdoppeln konnte. Dass das spannende Agieren an der Börse nicht
dermaßen simpel ist, zeigte sich mir schnell im folgenden Börsencrash, der
zwar bei weitem nicht alles, aber dennoch einen beachtlichen Teil meiner
bis dahin angelaufenen Börsengewinne aufzehrte. Rückblickend kann ich
feststellen, dass es von Vorteil ist seinen ersten richtigen Börsencrash am
Anfang seiner Börsenlaufbahn zu erleben. Die Lerneffekte und das
aufkeimende, brennende Interesse an den Marktmechanismen überwogen
den damaligen Geldverlust um ein Vielfaches.

Wie lange haben Sie anschließend gebraucht, um wirklich konstant
Geld mit dem Trading zu verdienen?


Michael Schwierz: Nach meinen geschilderten ersten Erfahrungen an der
Börse um die Jahrtausendwende kann ich heute feststellen, dass ich noch
die erste Hälfte des Bullenmarktes von 2003-2008 brauchte, um eine für
meine Persönlichkeit passende und erfolgreiche Strategie auszuarbeiten.
Meine Börsengewinne aus dieser Zeit waren zunächst nicht konstant
sondern vielmehr zufällig. Ein Markt, in dem die meisten Aktien steigen, ist
auch nur bedingt dafür geeignet, um herauszufinden, ob man fähig ist konstant
Geld an der Börse zu verdienen. Das soll nicht heißen, dass es selbstverständlich ist
in Bullenmärkten Geld zu verdienen, denn Gefahren lauern in jedem Marktumfeld.
Vielmehr will ich damit klarstellen, dass es schon ein paar Jahre und am besten einen
Bärenmarkt braucht, um fundierte Aussagen über die eigene Handelsstrategie treffen
zu können. Erst als ich auch ab Mitte 2007 und letztlich in 2008 hohe Gewinne einfahren konnte, war ich endgültig sicher, dass mein Trading-Stil marktunabhängig funktioniert und damit professionell ist.

Wie sieht Ihre tägliche Vorbereitung auf den Handelstag aus?

Michael Schwierz: Meine Vorbereitung für den einzelnen Handelstag lässt
sich in zwei Teilbereiche gliedern. Zum Einen scanne ich am späten Abend
des vorherigen Handelstages den kompletten Markt nach den technisch
attraktivsten Charts. Das beantwortet mir marktübergreifend folgende
Fragen: Welche Branchen sind gerade an der Börse gefragt? Welche
Einzeltitel weisen einen klaren Nachfrageüberhang auf, also stecken vor
oder mitten in einer Momentumbewegung? Bei welchen Aktien bieten sich
antizyklische Einstiege an, sei es im Rahmen des Rebound-Tradings oder
der Spekulation auf ein Konsolidierungstief?
Der zweite Teil der Vorbereitung auf den Handelstag beinhaltet das Lesen
von Wirtschafts- und Unternehmensnachrichten, ist also fundamentaler
Natur. Dazu gehören die Nachrichten vor Börsenbeginn und nach
Börsenschluss des vorherigen Handelstages. Als erfahrener Trader weiß
man, welche News das Potential haben Kurse zu bewegen und welche ohne
Auswirkungen bleiben werden.
Ist man sich über die technische und fundamentale Ausgangslage eines
Handelstages im Klaren, so überprüft man noch die derzeitige eigene
Positionierung im Depot. Dies geschieht jedoch eher unterbewusst und
spannt einem den eigenen Handlungsspielraum auf. Ist beispielsweise das
Depot mit ausreichend Gewinntrades gefüllt, so kann man das Risiko und
den Investitionsgrad bei jeder Trading-Idee problemlos erhöhen.
Vorsichtigeres Agieren ist dagegen geboten, wenn zu viele Aktien im Depot
gleichzeitig an der Gewinn/Verlust-Schwelle notieren.

Können Sie uns Ihre Handelsmethoden noch näher erläutern? Nach
welcher Strategie gehen Sie vor?


Michael Schwierz: Meine Gesamtstrategie setzt sich aus mehreren
Einzelbausteinen zusammen. Sowie ich jeden einzelnen Handelstag
technisch und fundamental analysiere, so basiert auch meine
Gesamtstrategie auf diesen zwei Säulen, welche ich nun versuche knapp
vorzustellen.
Bei der Fundamentalanalyse geht es mir im Wesentlichen darum
Unternehmen ausfindig zu machen, deren zukünftige Gewinn- und
Cashflowentwicklung vom Markt aktuell nicht realistisch eingeschätzt
wird, was sich in Form eines gegenwärtig zu niedrigen oder zu hohen
Börsenwerts ausdrückt. In diesem Kontext versuche ich signifikante
Unternehmensnachrichten zu identifizieren oder im besten Fall zu
antizipieren (was deutlich schwieriger ist), welche die
Aktienpreisentwicklung nachhaltig beeinflussen werden. Meldet ein
Unternehmen z.B. Quartalszahlen, welche die Markterwartungen klar
übertreffen, oder einen Großauftrag, welcher die bisherigen
Gewinnschätzungen der Analysten pulverisiert, so ist von einer
nachhaltigen Bewegung der Aktie auszugehen, da der Markt zunächst oft
sehr träge auf neue Nachrichten reagiert. Dagegen haben Informationen, die
schon jedem bekannt sind bzw. von jedermann so erwartet wurden, nicht
mehr die Kraft Kurse zu bewegen. Des Weiteren mache ich mir bei der
fundamentalen Analyse des Marktes immer klar, dass an der Börse nur die
Zukunft gehandelt wird. Kennzahlen wie das aktuelle KGV (Kurs-Gewinn-
Verhältnis) interessieren mich daher nur am Rande, da Aktien zu Beginn
ihrer größten Kurssteigerungen KGVs von deutlich über 25 haben können,
wenn es das zukünftige Wachstum rechtfertigt. Viel wichtiger als die
aktuellen, harten Fakten ist mir somit stets die Zukunftsfantasie (=Story)
eines Unternehmens.
An dieser Stelle setzt unmittelbar die technische Analyse an. Ich bin der
festen Überzeugung, dass sich an der vergangenen Preisbildung die
Erwartungen der Marktteilnehmer und die Informationslage am besten
ablesen lassen und so Wahrscheinlichkeitsaussagen über die zukünftigen
Marktentwicklungen getroffen werden können. Ich stelle daher die
Charttechnik immer den Fundamentals voran, da insbesondere das letzte letzte
Jahrzehnt mir gelehrt hat, dass es auch immer wieder zu irrationalen
Übertreibungsphasen an der Börse kommt, die jeden Anhänger der
Fundamentalanalyse finanziell in die Knie zwingen können. Eine Aktie ist
mir demnach nie zu billig oder zu teuer, da ich den Trend als meinen Freund
betrachte. Konkret bedeutet dies, dass ich je nach Marktlage von
Momentum- und Trendfolgetrading auf Rebound- und antizyklisches
Trading umschalte.
Zum Momentum- und Trendfolgetrading: In manchen Marktphasen folgen
auf den Bruch des Jahreshochs einer Aktie mit einer Wahrscheinlichkeit von
über 75% Anschlussgewinne, während in anderen Börsenphasen Aktien mit
über 75% Wahrscheinlichkeit nach dem Bruch des Jahreshochs abverkauft
werden. Den Markt interessiert dabei nicht, ob die Aktie in dem Moment
ein KGV von 10 oder 40 hat und demnach hat es auch mich nicht primär zu
interessieren, obwohl ich die fundamentalen Fakten stets im Hinterkopf
behalte. In welchem Marktumfeld man sich letztlich befindet, lässt sich am
Kursverhalten der Aktien selbst "ablesen".
Zum Reboundtrading: An den Märkten kommt es immer wieder zu
ausgeprägten Korrekturen und Gewinnmitnahmewellen. Als Trader
betrachte ich jede Kurskorrektur als Chance. Einerseits hat man die
Möglichkeit mit sog. Rebounds schnelle Gewinne zu erzielen, andererseits
kann man sich wieder bei gut gelaufenen Trendwerten positionieren, wenn
einem diese zwischenzeitlich davon gelaufen sind. Das Rebound-Trading ist
auch eine meiner Kernstrategien in Bärenmärkten. Um das Risiko klein zu
halten, sind bei Rebound-Käufen drei Grundregeln zu beachten:

1. Ich kaufe Rebounds vor allem von gesunden Unternehmen, deren Aktien
sich in einem starken Trend befinden und die keine neuen, schlechten
Nachrichten vermeldet haben.
2. Die Aktie muss sowohl auf Sicht von Tagen bis Wochen als auch intraday
überverkauft sein (Daumenregel: auf Sicht mehrerer Tage -15% bis-25% ;
intraday -4% bis -8%).
3. Ich breche den Rebound-Trade ab, wenn sich die Aktie entgegen meiner
Erwartung nicht erholt.

Seitdem ich die Kombination von fundamentaler und technischer Analyse
und die daraus resultierenden Handelsmethoden verinnerlicht habe, besteht
die Herausforderung darin, entdeckte Chancen mit möglichst hohem
Einsatz zu traden. Ich spekuliere dabei gerne auch auf Kredit.

Sie nutzen also für Ihr Trading Kredite als zusätzlichen Hebelfaktor?
Ist das nicht zu gefährlich?


Michael Schwierz:Die Frage höre ich nicht das erste Mal. Sie werden überrascht sein, dass das Gegenteil der Fall ist, wenn dieses Instrument rational und systematisch
eingesetzt wird. Nehmen wir beispielsweise an, ich möchte eine
mittelfristige Position in einer Aktie aufbauen, die sich schon in einem
Trend bewegt und gerade korrigiert. Als Zielgröße für die Position setze ich
mir eine Depotgewichtung von 12,5%. Ich nutze dann meinen durch den
Kreditrahmen erweiterten Handlungsspielraum, um den Einstieg zu
optimieren (ein optimaler Einstieg liegt vor, wenn der Trade schon ab dem
nächsten Handelstag im Plus notiert und man die Gewinne laufen lassen
kann). Ich kaufe also die Aktie mit 12,5% Depotgewicht. Die Aktie fällt
jedoch im direkten Anschluss um 1% weiter. Ich verdoppele hier die
Position temporär auf 25% Depotgewicht mit dem festen Vorsatz sie wieder
zum Mischkurs zu halbieren (Erreicht die Aktie jedoch nicht in Kürze den
Mischkurs, so muss man die Position auch reduzieren). Durch dieses
Vorgehen erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit dramatisch, meinen Trade
gleich von Beginn an im Plus zu starten.
Ein weiteres Beispiel: Ein Unternehmen vermeldet Nachrichten, und ich
möchte in Folge eine mittelfristige Position in der Aktie aufbauen, da ich
eine größere Bewegung erwarte. Ich kaufe gleich auf die Nachricht die
Aktie zum ersten Kurs mit 40% Depotgewicht, da ich mir steigender Kurse
sehr sicher bin. Nachdem die Aktie dann den ersten, meist sichersten Teil
der Bewegung absolviert hat, reduziere ich die Position um die Hälfte.
Dieses Vorgehen ist ein psychologischer Trick, da ich die restlichen Stücke
in aller Ruhe mit einem Stoppkurs auf Einstand laufen lassen kann und ich
somit in jedem Fall schon einen Gewinn aus der Trading-Idee mitnehme. Es
ist klar, dass mit solchen Positionsgewichtungen das Depot ohne Kredit
schnell an die Grenzen seines Handlungsspielraums kommt. Deswegen
zögere ich nicht, wenn mein Depot mit Gewinnpositionen gefüllt ist, und
ich eine weitere Chance sehe, diese auf Kredit zu traden. Grundsätzlich habe
ich auch kein Problem damit liquide Aktien kurzfristig auch mal mit deutlich über
40% zu gewichten. Bei solch einem aggressiven Vorgehen würde einen jeder
Dozent der Portfoliotheorie an der Universität durch die Prüfung fallen lassen.
Denn schließlich wird dort gelehrt durch breite Diversifikation das sog. unsystematische
Risiko zu eliminieren. Dem unsystematischen Risiko steht jedoch immer auch eine außergewöhnlich
hohe Chance gegenüber, die der erfahrene Trader "systematisiert". Selbst
Warren Buffett hat sein verwaltetes Kapital meist auf wenige Aktien
verteilt, die er als Gewinner erkannte, während andere Portfoliomanager
durch zu breites Streuen seinen Erfolgen immer deutlich hinterher hinkten.

Wie viel Prozent Depotperformance streben Sie jedes Jahr an?

Michael Schwierz: In meinen Anfangsjahren als professioneller Trader
strebte ich mindesten 100% Performance pro Jahr an, was auch je nach
Marktumfeld durchaus machbar ist. Auch heute habe ich noch dieses
ambitionierte Ziel. Es wird jedoch viel schwieriger dieses weiterhin mit
einem über die Jahre angewachsenen Depot zu erreichen. Ab einem
gewissen Grad wird es auch unrealistisch, denn 100% Rendite p.a. über
einen Zeitraum von 10 Jahren bedeutet nichts anderes als eine
Vertausendfachung des Startkapitals. Vor diesem Hintergrund bin ich ab
einer Rendite von 30% p.a. zufrieden, da ich aus Erfahrung weiß, dass nach
oben keine Grenzen gesetzt sind.

Bitte skizzieren Sie uns zwei Trading-Beispiele, an die Sie sich
besonders gerne erinnern!


Michael Schwierz: Besonders gerne erinnere ich mich an einen Trading-
Tag zu Beginn der Finanzkrise Mitte Januar 2008. Ich spürte das Unheil
deutlich anrollen und war nach den ersten Handelstagen des Jahres 100%
Cash gegangen. Die Panik wuchs langsam heran und hat sich am deutschen
Markt am Morgen des 22. Januars entladen. Sowohl DAX und MDAX
fielen mit großen Eröffnungsgaps von weit über 2%, einzelne Titel
eröffneten bis zu 15% tiefer im Vergleich zum Schlusskurs des vorherigen
Handelstages. Ich hatte mich gut auf diesen Moment vorbereitet, hatte im
Vorfeld die Aktien in extrem überverkauften Situationen ausfindig gemacht
und dann kompromisslos zugegriffen. In der Spitze war ich zu 150% long.
Der Rebound startete voll durch und katapultierte den kompletten Index
(MDAX) um 6% nach oben. Ich erzielte ca. 12% Depotgewinn binnen weniger Stunden. Eine weitere schöne Erinnerung habe ich an die Hausse
bei den Solarzulieferern im Jahre 2007. Ich erkannte diesen Trend frühzeitig
und konnte in der Aktie der Roth&Rau AG annähernd eine 50% Bewegung
mit 30%iger Depotgewichtung mitmachen. Ich hatte zwar noch eine
Vielzahl weiterer Trades, mit denen ich den Wert meines Depots um jeweils
5-8% steigern konnte, besonders hervorheben kann ich dabei aber keinen.
Vom Trade meines Lebens (darunter verstehe ich einen einzelnen
prozyklisch aufgestockten Trade, der das Depot um mindesten 100%
vorwärts bringt) kann ich daher an dieser Stelle leider noch nicht berichten.

Gibt es eine Regel, die Traderneulinge auf jeden Fall beachten sollten?

Michael Schwierz: Es gibt gewiss weit mehr als nur eine Regel, die von
Trading-Novizen beachtet werden sollten. Sie in Ihrer Gesamtheit zu
benennen würde an dieser Stelle sicherlich den Rahmen sprengen.
Letztendlich leiten sie sich jedoch alle vom obersten Grundsatz
erfolgreichen Tradings ab: Begrenzen Sie Ihre Verluste und lassen Sie Ihre
Gewinne laufen! Man kann sich diese trivial anmutende, goldene
Börsenregel gar nicht oft genug ins Gedächtnis rufen. Eigentlich müsste sie
sich jeder Trader eintätowieren lassen, denn wer sich daran hält, gehört
schon mal nicht zu den Verlierern an der Börse und ist damit schon
erfolgreicher als der Großteil der Marktteilnehmer. Während Neulinge im
Trading meist große Probleme damit haben ihre Verluste zu begrenzen, liegt
das größte Problem bei fortgeschrittenen Händler darin, an ihren
Gewinnpositionen festzuhalten. Was dabei gerne übersehen wird, ist, dass
man langfristig von zu vielen kleinen Gewinnmitnahmen genauso
aufgezehrt werden kann wie von einigen wenigen Totalverlusten. Neulingen
sei also gesagt: Wer seine Verluste nicht begrenzt oder sogar
Verlustpositionen durch Nachkaufen "verbilligt", wird früher oder später
einen sehr empfindlichen Verlust erleiden MÜSSEN. Das ist reine
Wahrscheinlichkeitstheorie. Einen Verlust zu begrenzen zeigt auch stets
eine gewisse Demut vor dem Markt, die man sich immer erhalten muss.
Denn damit gesteht man sich ein, dass man es nie besser als der Markt
weiß. Großen Börsenverlusten geht zumeist Übermut voraus! Man kann nur
eine Erwartung haben, nach dieser handeln, und die Konsequenz ziehen,
wenn sie nicht eintrifft. Ist die Verlustbegrenzung unter Kontrolle, so kann
man sich der schwierigeren Aufgabe widmen, Gewinne laufen zu lassen.
Dabei geht es im Grunde darum, sich nicht vom täglichen Blick auf den Kursticker verführen zu lassen. Außergewöhnliche Kursentwicklungen, die
das Depot wirklich voran bringen, brauchen nun mal immer ihre Zeit. Die
vorzeitige Realisierung eines anschwellenden Buchgewinns stellt somit eine
stets präsente und gefährliche Versuchung im Trading-Alltag dar.

Gibt es Börsenliteratur, die Sie angehenden Tradern auf jeden Fall
empfehlen würden?


Michael Schwierz: Angehenden Tradern würde ich auf jeden Fall einige
Werke von großen Spekulanten und Tradern ans Herz legen:
Einen guten Einstieg bietet Kostolanys "Die Kunst über Geld
nachzudenken". Der Altmeister der Börsenspekulation bietet einen
charmant humorvollen und zugleich lehrreichen Überblick zum
Börsengeschehen. Das Buch motiviert und informiert in hohem Maße.
Des Weiteren würde ich unbedingt "Das Spiel der Spiele" über den
legendären Trader Jesse Livermore lesen. Das Buch ist ein wahrer Klassiker
der Börsenliteratur. Erstmals erschienen 1923 hat das Werk bis heute nichts
an seiner Aktualität eingebüßt und es kann gerade jungen Börsianer
manches Lehrgeld sparen.. Die Börsenmechanismen ändern sich eben nie.
Auch zu empfehlen ist das Buch "Magier der Märkte", welches Interviews
mit den Top-Tradern der Finanzwelt beinhaltet. Was man vor allem aus den
Interviews ziehen kann ist, dass es hunderte Wege zum Börsenerfolg gibt
und nicht etwa das eine große Geheimrezept. Die Strategie muss vom
eigenen Charakter geformt werden.
Aus dem englischsprachigen Raum kann ich angehenden Tradern das Buch
"How to make money in stocks" von William J. O'Neil nahe legen. Es
eignet sich besonders gut um zu lernen, welchen Aktien man in
Bullenmärkten die höchste Aufmerksamkeit widmen sollte.

Welchen Mindestbetrag benötigt man, um sich als Trader selbstständig
zu machen?


Michael Schwierz: Eine schwierige Frage. Es kommt auf das Alter, die
Markterfahrung, die Lebenssituation und die persönliche Risikoneigung an.
Ich könnte beispielsweise einem 40-jährigen Familienvater mit einem
250.000€ Depot nicht raten seinen Job hinzuwerfen, um sich mit 2 jähriger
Börsenerfahrung (womöglich noch aus einem Bullenmarkt) als Vollzeit-
Trader zu versuchen. Über den Daumen geschätzt würde ich sagen, dass
man 10 Jahre Markterfahrung, mindesten einen durchlebten Bärenmarkt,
eine nahezu abbezahlte Immobilie sowie ein 250.000€ Depot für den
Versuch als Vollzeit-Trader mitbringen sollte. Natürlich ist es auch mit
weniger Erfahrung und vor allem wesentlich weniger Startkapital
umzusetzen. Ein gewisses Talent spielt dabei sicherlich eine Rolle.
Grundsätzlich bin ich jedoch der Überzeugung, dass man alles versuchen
muss, um auf einen Gehversuch als selbstständiger Trader hinzuarbeiten,
wenn man erstmals vom Tradingfieber gepackt worden ist. Es ist sicherlich
nicht etwas für jedermann und manch einer, der sich für dieses Leben
entschieden hat, wird es phasenweise bereuen. Doch wer in dieser Tätigkeit
auch noch nach Jahren aufgeht, der wird ein sehr zufriedenes Leben führen.
Deswegen kann man jedem guten Gewissens raten, sich zunächst mit dem
Trading neben der Ausbildung oder beruflichen Tätigkeit zu befassen.
Hierbei ist ein Depot von 3.000€-10.000€ völlig ausreichend. Das Gefühl,
ob das Leben als selbstständiger Trader überhaupt etwas für einen ist, und
ab welchem Depotstand man dieses starten möchte, kommt mit den Jahren
von ganz alleine.
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