Amazon: Onlinehändler verfehlt Umsatzerwartungen aber Gewinn steigt rasant

Der 1994 von Jeff Bezos gegründete amerikanische Konzern Amazon.com (WKN: 906866) ist das derzeit größte Online-Einzelhandelsversandhaus der Welt. Die Produktpalette ist breit gefächert. Der ehemals als Online-Buchhändler gestartete Konzern hat sich inzwischen zu einem "Gemischtwarenladen" mit allumfassendem Angebot von Büchern, CDs, DVDs, Elektronikartikeln, Computer-Soft- und Hardware, Haushaltswaren und Bekleidung bis hin zu Haustierbedarf und in einigen Ländern auch Lebensmitteln gewandelt. Was Amazon nicht selbst anbietet, finden Käufer über die integrierte Verkaufsplattform "Marketplace", durch die Privatpersonen und Unternehmen sowohl neue als auch gebrauchte Produkte anbieten können. Unter der Marke Amazon Kindle vertreibt der Konzern neben einem Lesegerät für elektronische Bücher ebenfalls den Tablet-Computer Amazon Kindle Fire. Der Bereich kann als Aushängeschild für die Ambitionen gelten, als einer der größten Anbieter von digitalen Mehrwerten (Streaming, Cloud-Diensten) im Internet in Erscheinung zu treten. An der Börse wird die an der NASDAQ gelistete Gesellschaft zurzeit mit rund 814,24 Mrd. USD bewertet.

Amazon hat gerade am 25. Oktober die Zahlen für das 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2018 vorgelegt. Der Online-Riese konnte den Konzernumsatz im Berichtzeitraum um 29,3 % von 43,74 auf 56,58 Mrd. USD steigern. Rasant nach oben ging es beim Nettogewinn. Er verelffachte sich von 256 Mio. auf 2,88 Mrd. USD. Bezogen auf die ersten neun Monate konnte Amazon den Umsatz um 36,7 % von 117,4 auf 160,5 Mrd. USD und den Nettogewinn um fast 500 % von 1,18 auf 7,05 Mrd. USD steigern.

Obwohl Amazon im 3. Quartal mit einem Umsatzplus von über 29 % ein beachtliches Wachstum realisieren konnte, habe der Onlinehändler laut EURO am SONNTAG damit dennoch die Erwartungen der Analysten enttäuscht. Sie seien von einem Zuwachs von 30 % ausgegangen. Dennoch wisse Amazon mit einer rasanten Gewinnsteigerung zu überzeugen. Für das Weihnachtsquartal erwarte Amazon einen Umsatz zwischen 66,5 und 72,5 Mrd. USD. Damit dürfe der Onlinehändler seinen Gesamtumsatz in 2018 um rund 15 % gegenüber 2017 steigern. Analysten gefalle diese Verlangsamung des Wachstums nicht. Grund für das niedrigste Umsatzwachstums der letzten Jahre sei die Lebensmitteltochter Whole Foods. Dort könne man kein Wachstum realisieren. Zudem belaste die Dollarstärke das internationale Geschäft. Konzernchef Jeff Bezos treibe indessen den Konzernausbau unbeirrt voran. Das Segment Amazon Business, das bspw. ein Lieferantenmanagement für Unternehmen bereitstellt, steuere bereits 10 Mrd. USD zum Konzernumsatz bei. Die Cloud-Sparte AWS habe im 3. Quartal den Umsatz um 46 % auf 6,7 Mrd. USD hochschrauben könne. Zudem sei das AWS-Geschäft hochprofitabel. Im jüngsten Quartal sei der operative Gewinn um 77 % auf 2,1 Mrd. USD (Gesamtkonzern: 3,7 Mrd. USD) hochgeschnellt. Eine weitere gute Nachricht für Aktionäre sei die spürbare Verbesserung der Finanzkraft. Der operative Cashflow habe von knapp 17 auf 27 Mrd. USD zugelegt. Die aktuelle Schwächephase der Aktie könne daher eine gute Einstiegsgelegenheit darstellen. EURO am SONNTAG rät mit einem Kursziel von 1.750 Euro zum Kauf (33 % Potenzial).

Charttechnische Einschätzung: Vielleicht ist das gerade tatsächlich eine seltene Kaufgelegenheit bei Amazon. Die Aktie hat vom Allzeithoch inzwischen rund 500 USD zurückgesetzt. Bis zum steilen Aufwärtstrend der letzten 4 Jahre könnte der Titel noch bis in den Bereich um 1.250 USD nachgeben. Wer von weiter anhaltenden Marktturbulenzen ausgeht, der wartet klare Signale einer Bodenbildung und Trendumkehr ab.

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