Bertrandt: Ingenieurdienstleister der Autoindustrie bestätigt Jahresprognose

Die Bertrandt AG (WKN: 523280) hat eine Sonderstellung innerhalb der Automobilindustrie inne. Seit mehr als 35 Jahren bietet die Bertrandt AG Entwicklungslösungen für die internationale Automobilindustrie an. Die Kundenliste liest sich wie das "Who is Who" der Branche: Audi, BMW, PSA Peugeot Citroën, Ford, Daimler, Opel, Porsche, Renault, Saab, SEAT und VW. Neben den Produzenten gehören auch bedeutende Systemlieferanten der Branche (z.B. Bosch, Hella und SAL) zum Kundenstamm. Mit mehr als 12.600 Mitarbeitern übernimmt die Gesellschaft für die Partnerunternehmen in der Fahrzeugentwicklung alle anfallenden Aufgaben von der Idee über die Entwicklung der Konstruktion bis hin zum Serienlauf. Neben der Automobilindustrie bietet der im SDax gelistete Konzern seine Serviceleistungen auch für die Luftfahrtindustrie an. An der Börse wird die im SDax gelistete Gesellschaft derzeit mit rund 1,08 Millionen Euro bewertet.

Am 25. Mai legte der Ingenieursdienstleister der Autoindustrie die Zahlen für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres 2015/2016 vor. Bertrandt konnte die Erlöse um 7,4 % von 451,4 auf 484,8 Mio. Euro steigern. Eine erhöhte Investitionstätigkeit führte dazu, dass das Betriebsergebnis um 4,7 % von 44,3 auf 42,2 Mio. Euro nachgab. Das Ergebnis nach Ertragssteuern ging um 3,3 % von 29,8 auf 28,8 Mio. Euro zurück.

Als Europas größter Ingenieurdienstleister profitiere Bertrandt laut EURO am SONNTAG in besonderem Maße davon, dass zahlreiche Autohersteller ihre Projekte immer häufiger extern entwickelten. Der schwäbische Konzern übernehme eine Vielzahl an Tests für die großen Markenhersteller. Nicht nur die aktuellen Themen, Elektroauto und autonomes Fahren, belebten das Geschäft. Bertrandt-Chef Dietmar Bichler gehe davon aus, dass der Trend zur Fremdvergabe von Entwicklungsdienstleistungen auch in den kommenden Jahren ungebrochen sei. Das Marktvolumen für derlei Aufträge werde allein in Deutschland bis 2020 um 1 Mrd. auf 4,5 Mrd. Euro zulegen. Davon wolle sich der Automobilzulieferer eine gehörige Scheibe abschneiden. Im laufenden Geschäftsjahr solle der Umsatz um 10 % zulegen, der operative Gewinn mit 8 bis 10 % in vergleichbarer Dynamik anziehen. Auch wenn der VW-Abgasskandal im 2. Quartal für einen Dämpfer bei Bertrandt gesorgt habe, weil die Wolfsburger die Abteilung Fahrzeugentwicklung umstrukturiert hätten, seien die Jahresziele ausdrücklich bestätigt worden. Da quasi alle Autohersteller, große Branchenzulieferer wie Continental und auch der Luftfahrtkonzern Airbus zum Kundenkreis zählen, dürfe die VW-Auftragsdelle langfristig nicht ins Gewicht fallen. Womöglich könne eine Verschärfung von Abgasnormen in Folge des VW-Desasters sogar noch für die Nachfrage nach zusätzlichen Entwicklungsleistungen sorgen. Fundamental stehe Bertrandt sowieso gut da. Die Eigenkapitalquote liege bei knapp 60 %. Der Konzern habe mit Porsche (Anteil: 25 %) und dem familiengeführten Katalysatorhersteller Boysen (15 %) namhafte Großaktionäre. Das sorge für Stabilität. EURO am SONNTAG rät den "vorübergehenden Dämpfer" im 2. Quartal für einen Einstieg zu nutzen. Das Kursziel lautet 115,00 Euro und entspricht einem Aufwärtspotenzial von ca. 17 %.

Charttechnische Einschätzung: Im Frühjahr 2015 bekam die langjährige Rally der Bertrandt-Aktie einen Dämpfer. Die Aktie sackte zunächst nur leicht ab, brach dann im Sommer deutlicher ein. In den letzten Wochen konnte sich der Titel um die 100-Euro-Marke stabilisieren. Wohin der nächste Bewegungsimpuls führt, ist im Moment offen. Nach unten sollten Anleger das letzte Verlaufstief bei 87,80 Euro im Auge behalten. Rutscht die Aktie unter diese Marke würde eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation ausgebildet und der Titel könnte eine größere Korrektur durchlaufen.

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