Medienmitteilung
SCHWEIZER UNTERNEHMEN VERLIEREN BEI DER LEISTUNGFÄHIGKEIT AN BODEN IM EUROPÄISCHEN VERGLEICH
Handelszölle werden die Finanzsituation europäischer Unternehmen weiter verschärfen Schweizer Unternehmen führend in Europa bei Finanzstabilität und Widerstandsfähigkeit Starker Franken und Zollrisiken stellen Schweizer Exporteure vor Herausforderungen
Zürich, 17. Juli 2025 ? Das weltweit tätige Beratungsunternehmen (A&M) hat heute seinen halbjährlichen Alvarez & Marsal Distress Alert (ADA)[1] veröffentlicht, der die finanzielle Leistungsfähigkeit und bilanzielle Solidität von 7.900 Unternehmen in Europa und im Nahen Osten bewertet. Die aktuelle Ausgabe, die auf den Finanzberichten für das Gesamtjahr 2024 basiert, zeigt, dass sich der Anteil finanziell angeschlagener Unternehmen in Europa bei 8,8 % stabilisiert hat und damit weitgehend auf dem Niveau des Vorjahres (9,0 %) liegt. Allerdings wiesen 32 % der über 2.500 untersuchten europäischen Unternehmen schwache Bilanzen auf. Dies ist der höchste Wert seit 2021. Hauptgründe hierfür sind die anhaltend hohen Zinsen und die Herausforderung, einen ausreichenden operativen Cashflow zur Bedienung bestehender Verbindlichkeiten zu generieren. Zudem verzeichnet ein wachsender Anteil der Unternehmen eine rückläufige Leistungsfähigkeit. Bei 13,6 % der untersuchten Unternehmen, was über 1'000 Unternehmen entspricht, wurde eine unzureichende Performance festgestellt. Deutschland bleibt mit einem Anteil von 11,5 % der am stärksten betroffene Markt und erreicht damit den höchsten Stand seit Beginn der Pandemie. Während die Kreditmärkte derzeit für die meisten Kreditnehmer zugänglich sind, dürfte der Druck durch Zölle und die allgemeine geopolitische Instabilität die operativen und finanziellen Herausforderungen für Unternehmen weiter verschärfen. Dies dürfte zu einem Anstieg finanzieller Notlagen in Europa führen. In Europa verzeichnete der Medien- und Unterhaltungssektor mit 13.7 % den höchsten Anteil an finanzieller Notlage. Auch der Einzelhandel steht weiterhin unter Druck: Im Jahr 2024 befanden sich 13,2 % der Modehändler in einer finanziellen Schieflage. Die neuesten Daten zeigen auch einen deutlichen Anstieg der angespannten Finanzlage bei Unternehmen aus den Bereichen Automobil, Unternehmensdienstleistungen, Rohstoffe und Fertigung. Im Automobilsektor hat sich die Zahl der Unternehmen von 13 im Jahr 2023 auf 22 im Jahr 2024 fast verdoppelt, was auf den globalen Wettbewerbsdruck, den Übergang zur Elektromobilität sowie auf tarifbedingte Lieferkettenstörungen und Kostensteigerungen zurückzuführen ist. Vier von zehn Unternehmen leiden unter einer geschwächten Kapitalstruktur, die durch Zölle weiter unter Druck geraten dürfte. Chris Johnston, Managing Director, European Restructuring bei Alvarez & Marsal, sagte: ?Die finanzielle Notlage der Unternehmen hat sich stabilisiert, was jedoch eher auf die Stagnation europäischer Volkswirtschaften als auf die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen zurückzuführen ist. Die Lage vieler Bilanzen und die Leistungsfähigkeit deuten darauf hin, dass es nicht viel äusserer Schocks bedürfte, um einen Anstieg der Unternehmen in Schieflage zu verursachen. Die Auswirkungen der Handelszölle könnten viele Unternehmen Probleme bereiten, insbesondere denen, die in den nächsten 12 Monaten eine Refinanzierung benötigen. Unternehmen, die ihre Erträge und Bilanzen vor diesen Herausforderungen des Marktes schützen wollen, müssen proaktiv handeln. Dazu gehört auch, Volatilität zu planen und die Liquiditätslage zu bewerten, bevor es zu spät ist.? Die Schweiz führt Europa bei Unternehmensstabilität an, hinkt aber bei der Leistungsfähigkeit hinterher Die Schweiz zeigt trotz des schwierigen globalen Wirtschaftsumfelds im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn weiterhin eine hohe finanzielle Widerstandsfähigkeit. Laut Studie wurden nur 5,1 % der Unternehmen als in finanzieller Schieflage beurteilt. Dies ist der niedrigste Wert unter allen untersuchten Ländern. Der Anteil der Unternehmen, die als unter Druck stehend eingestuft werden, liegt in der Schweiz deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 8,8 %. Der Anteil der Schweizer Unternehmen mit einer unzureichenden operativen Leistungsfähigkeit ist von 9,1 % auf 14,6 % gestiegen. Dies ist der zweithöchste Wert in Europa und wird nur von Deutschland mit 17,9 % übertroffen. Gleichzeitig wiesen 22,7 % der Schweizer Unternehmen eine unzureichende Bilanzstärke auf, verglichen mit 31,9 % in ganz Europa. Zu den Branchen, die unter Druck stehen, gehören der Fachhandel (14,3 %), das Baugewerbe (8,3 %) sowie der Lebensmittel- und Getränkesektor (7,7 %). Diese Branchen haben mit steigenden Inputkosten, angespannten Verbraucherbudgets und administrativen Herausforderungen zu kämpfen. Auch Schweizer Exporteure, insbesondere aus den Sektoren Pharmazeutika, Luxusgüter, Tourismus und Fertigung, sehen sich zunehmenden Risiken ausgesetzt. Die starke Aufwertung des Schweizer Frankens belastet die Gewinnmargen, während die Aussicht auf US-Zölle auf Arzneimittelimporte etablierte Handelsströme zu stören droht und einen Sektor beeinträchtigen könnte, der stark von der amerikanischen Nachfrage abhängig ist. Im Baugewerbe belasten trotz einer gewissen Dynamik durch Initiativen im Bereich erneuerbare Energien und bezahlbarer Wohnraum höhere Zinsen und schleppende Genehmigungsverfahren das Vertrauen der Branche. Lebensmittelhersteller kämpfen mit sinkenden Margen, obwohl die Nachfrage der Verbraucher nach Grundnahrungsmitteln stabil bleibt. Die Schweiz befindet sich zwar weiterhin in einer soliden Lage, doch exportorientierte Branchen sehen sich wachsenden externen Herausforderungen gegenüber. Für die Aufrechterhaltung der Stabilität in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 wird die Bewältigung der Währungsprobleme, der globalen Handelsspannungen und des branchenspezifischen Kostendrucks von entscheidender Bedeutung sein. Alessandro Farsaci, Managing Director Restructuring Switzerland bei Alvarez & Marsal, kommentiert: ?Die geringere Anspannung bei Schweizer Unternehmen spiegelt die langfristigen Vorteile einer umsichtigen Kreditvergabe und einer insgesamt konservativen Finanzierungskultur wider. Diese strukturelle Widerstandsfähigkeit erweist sich im aktuellen turbulenten makroökonomischen Umfeld als Vorteil. Da die Unternehmen jedoch weiterhin mit globalen wirtschaftlichen Herausforderungen und geopolitischen Konflikten konfrontiert sind, dürfte die Nachfrage nach Restrukturierungslösungen im kommenden Jahr hoch bleiben.? - - Hinweise für die Redaktion Methodik Das Financial Restructuring Advisory Team von A&M hat eine Methodik entwickelt, um die Leistungsfähigkeit und Bilanzstärke europäischer Unternehmen zu bewerten, mit dem Ziel, diejenigen Unternehmen zu identifizieren, die sich in einer finanziellen Notlage befinden oder sich möglicherweise bald in diese Richtung bewegen werden. Die Studie umfasst 7.900 börsennotierte und private Unternehmen mit einem Jahresumsatz von jeweils mehr als 20 Millionen Euro aus 33 Ländern in Europa und dem Nahen Osten. Diese Unternehmen haben für die Geschäftsjahre von 2020 bis 2024 kontinuierlich Daten zur Verfügung gestellt. Der ADA-Index analysiert 18 KPIs, um zwei Sub-Scores zu ermitteln: den Performance-Score, der auf der eigenen Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens den damit verbundenen KPIs im Vergleich zu Branchenkollegen basiert, und den Robustheits-Score, der auf detaillierten Bilanzdaten basiert. Über Alvarez & Marsal Alvarez & Marsal wurde 1983 gegründet und ist ein führendes, weltweit tätiges Beratungsunternehmen. Alvarez & Marsal ist bekannt für seine Führungsqualitäten, sein handlungsorientiertes Vorgehen und seine Ergebnisse. Das Unternehmen bietet Beratungs-, Leistungsverbesserungs- und Turnaround-Management-Dienstleistungen sowie praktische Lösungen für die individuellen Herausforderungen seiner Kunden. Mit einem weltweiten Netzwerk aus erfahrenen Mitarbeitern, erstklassigen Beratern, ehemaligen Regulierungsbehörden und Branchenexperten unterstützt Alvarez & Marsal Unternehmen, Vorstände, Private-Equity-Firmen, Anwaltskanzleien und Regierungsbehörden dabei, die Transformation voranzutreiben, Risiken zu minimieren und Werte zu erschliessen. Weitere Informationen finden Sie unter: alvarezandmarsal.com Kontakt: Nicolas Weidmann Managing Director
[1] Der Index analysiert 18 KPIs, um zwei Teilwerte zu ermitteln: den Leistungswert, der auf der eigenen Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens sowie auf entsprechenden KPIs basiert, die mit denen der Branchenkonkurrenten verglichen werden, und den Robustheitswert, der auf detaillierten Bilanzdaten basiert. Die Werte werden auf einer Skala von null (stark beeinträchtigt) bis 10 (sehr solide Lage) angegeben. Der Index umfasst private und börsennotierte Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro. Zusatzmaterial zur Meldung: Datei: Media Release_AM_Swiss ADA Press Release_DE Juli 2025_final Datei: A&M Distressed Alert 2025 Summer Edition July 2025_16.7.25
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2170960 17.07.2025 CET/CEST