Pressemitteilung
Insolvenzverfahren FTI Touristik GmbH Meilensteine bei der Abwicklung des Konzerns erreicht/ Insolvenzverwalter zieht positive Zwischenbilanz
München, 27. Mai 2025 ? Knapp ein Jahr nach dem Insolvenzantrag der Reiseveranstalter FTI Touristik GmbH und BigXtra Touristik GmbH, die den Kern des drittgrößten europäischen Reisekonzerns FTI GROUP bildeten, zieht Insolvenzverwalter Axel Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen (München) eine positive Zwischenbilanz. Inzwischen wurden alle werthaltigen Unternehmensbeteiligungen, immateriellen Vermögenswerte und weiteren Assets identifiziert und aus der Konzernstruktur herausgelöst. Sie befinden sich entweder im Verkaufsprozess oder wurden bereits veräußert. ?Die Aufarbeitung dieses komplexen Insolvenzverfahrens schreitet zügig voran. Wir haben bereits wichtige Meilensteine erreicht?, sagte Bierbach am Dienstag. Während im Erstattungsprozess für Pauschalreisende der größte Teil der Auszahlungen durch den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) bereits erfolgt ist, wird sich die Prüfung von Forderungen zur Insolvenztabelle angesichts der großen Zahl an Gläubigern noch über mehrere Jahre hinziehen. Die Abwicklung des FTI-Konzerns mit 11.000 Mitarbeitern, einem Jahresumsatz von rund vier Mrd. Euro und 110 in- und ausländischen Gesellschaften mit dezentraler Organisationsstruktur habe sehr hohe Anforderungen an alle Beteiligten gestellt, sagte Insolvenzverwalter Bierbach. ?Unser Kanzleiteam hat mit großem Einsatz, fachlicher Expertise und hohem Arbeitstempo agiert. Die erfolgreiche Abwicklung verdanken wir aber auch den Beschäftigten von FTI im In- und Ausland, die uns in den vergangenen zwölf Monaten sehr engagiert unterstützt haben. Dass wir ein Jahr nach dem Insolvenzantrag bereits so viel erreicht haben, ist das Ergebnis eines außergewöhnlichen gemeinsamen Kraftakts?, so Bierbach weiter. Seit den Insolvenzanträgen der FTI Touristik GmbH und der BigXtra GmbH Anfang Juni 2024 hat die Insolvenzverwaltung einen großen Teil der operativen Geschäftseinheiten des Konzerns an strategische Investoren veräußert. Im eröffneten Verfahren konnten die Marke und Domains von FTI, die Markenrechte an der Flugbörse sowie die Domain drive.de verkauft werden. Im vorläufigen Insolvenzverfahren hatte Insolvenzverwalter Bierbach bereits das Servicecenter erf24 touristic services GmbH, den Luxusreiseveranstalter WINDROSE Finest Travel GmbH, den IT-Dienstleister Anixe Polen, die Online-Reiseplattform 5vor Flug, die 50-prozentigen Anteile an der TVG Touristik Vertriebsgesellschaft mbH sowie den Anteil an der RT/Raiffeisen Touristik Group GmbH veräußert. Damit hat die Insolvenzverwaltung, die bei allen M&A-Transaktionen von der US-Investmentbank Stifel als exklusivem Finanzberater der FTI GROUP begleitet wird, mehrere hundert Arbeitsplätze gesichert und bestmögliche Erlöse im Sinne der Gläubiger erzielt. Deutliche Fortschritte beim Verkauf des umfangreichen Hotel-Portfolios Bei der Veräußerung des Hotel-Portfolios mit einst 54 Häusern in den Zieldestinationen, in denen ein Großteil der Konzernmitarbeiter beschäftigt war, gibt es ebenfalls deutliche Fortschritte. Kanzleipartner Oliver Schartl, der als Insolvenzverwalter der Meeting Point Hotelmanagement Holding GmbH für den gesamten Hotel-Bereich verantwortlich ist, hat bereits fünf der ehemals sieben im Eigentum von FTI stehenden Hotels in Italien, der Türkei, Griechenland und auf Malta erfolgreich verkauft ? ebenso wie zwei gepachtete Hotels in Kroatien. Auch das Hotel-Joint-Venture in Marokko sowie ein Joint Venture an einer Sprachschule mit Boarding Hotel auf Malta wurden an neue Investoren übertragen. In allen Fällen bleiben die Arbeitsplätze erhalten. Für zwei FTI-eigene Hotels in Ägypten wird zeitnah eine Lösung erwartet. In einem weit fortgeschrittenen Verhandlungsstadium befinden sich die Investorengespräche zum Verkauf der gepachteten Hotels in Spanien und in der Türkei, in denen mehr als 2.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Mit einem erfolgreichen Abschluss rechnet Schartl bis spätestens zum Jahresende. Lediglich der Verkaufsprozess für den seit Jahren brachliegenden Hotelkomplex Stella Canaris auf Fuerteventura wird voraussichtlich erst im Jahr 2026 oder 2027 abgeschlossen werden können. ?Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnten wir tragfähige Investorenlösungen finden. Der Weiterbetrieb der Hotels unter neuen Eigentümern ist eine gute Nachricht für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die betroffenen Urlaubsregionen?, sagte Schartl. Mit den bereits erfolgten und kurz bevorstehenden Verkäufen werden die Arbeitsplätze aller derzeit rund 3.500 in den Hotels Beschäftigten gesichert. Insolvenzverwalter Schartl betonte, dass die Geschäftsbetriebe der Hotelgesellschaften seit dem Insolvenzantrag von FTI stabil und weitestgehend uneingeschränkt weiterlaufen. Die Erlöse aus der Verwertung der Hotels lassen sich noch nicht abschließend beziffern. Zusammen mit den Erlösen aus den Verkäufen der übrigen Unternehmensbeteiligungen bilden sie die Haupt-Einnahmequelle, die den Gläubigern am Verfahrensende bei der Quotenauszahlung zugutekommen wird. Ein weiterer maßgeblicher Erlösposten sind die Einnahmen aus dem Refund von Flugtickets, den Rückerstattungen der Fluggesellschaften für stornierte oder bereits bezahlte, aber nicht genutzte Flugtickets. Der FTI-Ticketshop Germany GmbH, der den Refund-Prozess durchführte, war allerdings nicht verkäuflich und musste inzwischen, ebenso wie seine ausländischen Tochtergesellschaften, liquidiert werden. Freigestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten umfangreiche Auszahlungen Bis Ende 2024 waren in der Münchner FTI-Zentrale noch mehr als 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt; derzeit arbeiten noch rund 40 FTI-Beschäftigte mit dem Kanzlei-Team an der Abwicklung des Konzerns mit. Die meisten der rund 800 Beschäftigten, die zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags im Tour Operating von FTI gearbeitet haben, haben inzwischen einen neuen Job gefunden. ?Die Wettbewerber im Reisemarkt haben eine große Anzahl des FTI-Personals aufgefangen und eingestellt?, sagte Bierbach. Der Insolvenzverwalter bezeichnete es als sehr erfreulich, dass in dem Verfahren nun keine Masseunzulänglichkeit mehr vorliegt. ?Die derzeit vorhandene Insolvenzmasse deckt sämtliche Massekosten und -verbindlichkeiten. Daher gehe ich davon aus, dass die freigestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Bundesagentur für Arbeit für den Kündigungszeitraum rund 6,3Mio.Euro an Differenzlöhnen und Anspruchsübergängen erhalten werden?, sagte er. Die Auszahlungen betreffen rund 600 Beschäftigte und sollen voraussichtlich im Laufe dieses Sommers erfolgen. Die Kooperation mit dem DRSF im Erstattungsprozess für Pauschalreisende bewertete Insolvenzverwalter Bierbach ebenfalls positiv: ?Die Insolvenz von FTI war der erste Fall, in dem eine Insolvenzverwaltungskanzlei und der DRSF derart intensiv und umfassend zusammengearbeitet haben. Dies ist uns in Anbetracht der großen Anzahl betroffener Reisender und der Komplexität sehr gut gelungen?, sagte er. Bierbach bezeichnete es als gemeinsamen Anfangserfolg, dass die allermeisten der rund 60.000 Reisenden, die zum Zeitpunkt der Insolvenzantragstellung von FTI in den Zieldestinationen unterwegs waren, ihren Urlaub ungehindert beenden konnten. Auch in der Kundenkommunikation und im Datenlieferprozess war die Zusammenarbeit von Insolvenzverwaltung und DRSF in den vergangenen zwölf Monaten nach Angaben von Bierbach sehr konstruktiv. FTI sei der Verpflichtung zur Lieferung von Kundendaten, die für den Erstattungsprozess benötigt werden, umfassend nachgekommen. Diese Aufgabe gestaltete sich außergewöhnlich zeitaufwändig und komplex. ?Mein besonderer Dank gilt den Beschäftigten von FTI, die mit großem Engagement an der umfangreichen Datenlieferung mitgearbeitet und dabei, ebenso wie die Verwalterkanzlei, stets die Interessen der Kunden im Blick behalten haben?, sagte er. Der Großteil der Pauschalreisenden hat seine für FTI-Reisen geleisteten Zahlungen inzwischen vom DRSF erstattet bekommen. Es gibt allerdings Sachverhalte mit erhöhtem Klärungsbedarf, weshalb die Bearbeitung in einigen Fällen noch andauert. Dies betrifft unter anderem den Datenerfassungsprozess beim Agenturinkasso. ?Die Kanzlei hat erhebliche Anstrengungen darauf verwendet, die ehemaligen Vertriebspartner von FTI bei der Übermittlung der Kundendaten zu unterstützen?, sagte der Insolvenzverwalter. In Abstimmung mit dem DRSF schrieb er mehrfach alle Reisebüros bzw. Agenturen an, die die Daten ihrer Kunden noch nicht an FTI übermittelt haben. Zudem stellte er ein Agenturportal zur Verfügung, über das die Agenturen fehlende Kontaktdaten ihrer Kunden sicher und datenschutzkonform übermitteln können. ?Wir haben den Datenerfassungsprozess so gut wie möglich angestoßen. Es bleibt nun abzuwarten, ob alle fehlenden Daten noch erfasst werden können?, so Bierbach. Bisher Forderungen in Höhe von knapp 980 Mio. Euro Seit Verfahrenseröffnung können alle Gläubiger ? dies sind neben Reisenden auch Hotels, Lieferanten und Kreditgeber - ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden. Bisher haben insgesamt mehr als 73.000 Gläubiger Forderungen in einer Gesamthöhe von knapp 980 Mio. Euro angemeldet. Die Forderungsprüfung findet in mehreren Terminen, mindestens noch über das gesamte Jahr 2025 hinweg, statt. Gläubiger können ihre Forderungen während der gesamten Verfahrensdauer anmelden. Für Anmeldungen, die nach den Prüfungsterminen eingehen, wird allerdings eine Nachmeldegebühr erhoben. Diejenigen Gläubiger, die ihre Erstattung nicht vom DRSF erhalten, bittet der Insolvenzverwalter erneut, ihre Forderungen über das Verfahrensportal https://fti-inso.de anzumelden. Dort können sich die Gläubiger auch jederzeit über den aktuellen Stand ihrer Forderungen informieren. Für Kundenanfragen zu den Forderungsanmeldungen stehen die Kontaktadressen insolvenz@fti-inso.de (anstatt wie bisher die Adresse insolvenz@fti.de) und fti@mhbk.de sowie die Hotline-Nummer +49 89 2525 4000 zur Verfügung. Insolvenzverwalter Bierbach bekräftigte, dass die weitere Abwicklung und Verwertung des FTI-Konzerns sowie die Forderungsprüfungen angesichts der großen Gläubigerzahl noch mehrere Jahre andauern wird und die Gläubiger erst am Ende des Verfahrens eine Auszahlung erhalten werden. ?Es ist jetzt schon absehbar, dass die Quote sehr gering ausfallen wird. Eine genaue Einschätzung ist aber erst nach Abschluss der Forderungsprüfung und der Vermögensverwertung möglich?, so Bierbach. FTI-Insolvenzverwalter Axel Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen (München) Über Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen Die Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen (www.mhbk.de) ist eine seit vielen Jahren auf Sanierung und Insolvenzverwaltung spezialisierte Sozietät von Rechtsanwälten mit Standorten in ganz Bayern. Insgesamt sieben Verwalter bearbeiten Insolvenzverfahren an zahlreichen Amtsgerichten in Bayern und Thüringen. Zu den besonderen Stärken der Kanzlei zählen neben der übertragenden Sanierung auch das Insolvenzplanverfahren, die Eigenverwaltung sowie Konzern- und Gruppeninsolvenzen. Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Axel W. Bierbach ist spezialisiert auf Betriebsfortführungen und Sanierungen in einem breiten Branchenspektrum und verfügt über langjährige Erfahrung. In der Touristikbranche hat er u.a. die Insolvenzen des Reiseveranstalters IPM Service & Reisen GmbH (Vertriebspartner u.a. von Tchibo-Reisen), der VIVA Sportreisen GmbH und des Tourismusverbands München- Oberbayern e.V. betreut. Bierbach ist Mitglied im Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands e.V. (www.vid.de) sowie im Gravenbrucher Kreis, dem Zusammenschluss der führenden, überregional tätigen Insolvenzverwalter und Sanierungsexperten Deutschlands, die gemäß dem exklusiven Standard InsO Excellence handeln (www.gravenbrucher-kreis.de). In den aktuellen Branchen-Rankings von JUVE, The Legal 500, Best Lawyers und WirtschaftsWoche wird Bierbach als Top-Anwalt empfohlen.
Pressekontakt Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen Nicole Huss E-Mail: presse@mhbk.de
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