- Sachsen und Berlin haben die meisten regelmäßigen Sparer
- 18- bis 29-Jährige in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern schauen am zuversichtlichsten in die finanzielle Zukunft
- Finanzwissen ist schwach, in Berlin am schwächsten
- Schulen in der Verantwortung, bekommen aber vor allem von Berlinern schlechte Noten
Frankfurt am Main, 13. Oktober 2021 - Sparen ist bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren keinesfalls außer Mode, besonders in Sachsen sparen viele regelmäßig. Das wichtigste Sparziel ist finanzielle Unabhängigkeit, das die meisten mit dem Sparbuch, Investmentfonds, Disziplin und Finanzwissen erreichen wollen. Allerdings ist es mit dem Wissen nicht weit her, denn viele junge Menschen haben nur schwaches Finanzwissen. Besonders die Berliner geben dem eigenen Finanzwissen schlechte Noten. Einig sind sich fast alle bei den Verantwortlichkeiten: Die Schule sollte das notwendige Finanzwissen vermitteln, bekommt dafür aber in allen Bundesländern sehr schlechte Noten. Dies sind die Ergebnisse aus dem aktuellen Anlegerbarometer mit dem Schwerpunkt Finanzbildung und Sparen von Union Investment, einer repräsentativen Befragung unter mehr als 2.000 jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren.
Obwohl nur knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren sagt, dass ihre finanzielle Situation gut ist, schaffen es sehr viele junge Menschen zu sparen (91 Prozent). 58 Prozent sparen regelmäßig Monat für Monat, 33 Prozent unregelmäßig. Besonders eifrige Sparer gibt es in Sachsen, hier sparen 71 Prozent regelmäßig. Auch die Berliner legen monatlich etwas auf die hohe Kante und landen auf Platz zwei der regelmäßigen Sparer (70 Prozent).
In Niedersachsen/Bremen wird wenig regelmäßig gespart (49 Prozent). Hier gibt es stattdessen viele, die das sparen, was übrig bleibt (41 Prozent). Mehr unregelmäßig Sparende gibt es nur in Sachsen-Anhalt/Thüringen (49 Prozent). Die Bundesländer, wo die meisten Nichtsparer leben, sind Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz/Saarland (jeweils 11 Prozent). "Die Zahlen zeigen, dass junge Bundesbürger das Sparen keinesfalls als spießig oder altmodisch betrachten. Es besteht eine große Bereitschaft zum Sparen", sagt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment.
18- bis 29-Jährige in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern schauen am zuversichtlichsten in die finanzielle Zukunft
Grundsätzlich schauen die meisten jungen Menschen optimistisch in die Zukunft: 82 Prozent sind zuversichtlich, wenn sie an die eigene finanzielle Situation in zehn Jahren denken. Von denjenigen, die es schaffen zu sparen, blicken sogar 91 Prozent optimistisch in die eigene finanzielle Zukunft. "Sparen gibt jungen Menschen offensichtlich Sicherheit und daher blicken diejenigen, die es schaffen, etwas auf die hohe Kante zu legen, auch gelassen in ihre Zukunft", meint Gay.
Schaut man sich die einzelnen Bundesländer an, sind die 18- bis 29-Jährigen in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern am optimistischsten. Hier blicken 95 Prozent zuversichtlich in die Zukunft, in Berlin sind es 90 Prozent und in Sachsen 89 Prozent. Die meisten Pessimisten gibt es in Sachsen-Anhalt/Thüringen (19 Prozent), Schleswig-Holstein (18 Prozent) und Bayern (16 Prozent).
Die Mehrheit der jungen Erwachsenen spart, um finanziell unabhängig zu sein (62 Prozent). Besonders ausgeprägt ist dieses Sparziel in Bayern und Schleswig-Holstein (jeweils 70 Prozent) sowie Nordrhein-Westfalen (67 Prozent). Für junge Menschen in Hamburg und Niedersachsen/Bremen (55 Prozent) ist dieses Ziel weniger relevant. 58 Prozent aller Befragten sparen für Notfälle. Dies ist insbesondere für Schleswig-Holsteiner und Sachsen wichtig (jeweils 64 Prozent). Größere Anschaffungen sind vor allem in Sachsen ein Sparziel (54 Prozent). Sparen für die eigene Altersvorsorge spielt in Bayern eine große Rolle, wo 53 Prozent dies als Grund angeben. In Sachsen-Anhalt/Thüringen hingegen geben nur etwa halb so viele Befragte (25 Prozent) dieses Sparziel an.
Finanzwissen ist schwach, in Berlin am schwächsten
Die meisten jungen Erwachsenen geben ihrem eigenen Finanzwissen gerade noch so die Schulnote Drei (3,4). Die Berliner geben sich sogar nur eine 3,8. In der Hauptstadt glaubt nur jeder zehnte junge Erwachsene, sich beim Thema Geld und Finanzen gut bzw. sehr gut auszukennen (10 Prozent). Mehr als jeder vierte Hauptstädter (26 Prozent) beurteilt das eigene Finanzwissen mit ungenügend oder mangelhaft.
Am besten kennen sich die jungen Erwachsenen beim Thema Zinsen aus, allerdings geben sich auch hier junge Berliner die schlechteste Durchschnittsnote im bundesweiten Vergleich (3,3). Klassenbeste sind die Baden-Württemberger, die sich eine 2,7 geben. Mit dem Begriff Rendite können junge Menschen in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern am wenigsten etwas anfangen und benoten ihr Wissen dazu mit 4,0. Am besten bewerten sich die bayerischen Befragten und schreiben sich immerhin eine 3,3 ins Zeugnis. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 3,7.
Möglicherweise ist das fehlende Wissen ausschlaggebend dafür, dass die 18- bis 29-Jährigen bei der Geldanlageform oft auf das Sparbuch setzen. 42 Prozent besitzen eines. Immerhin ein Drittel der jungen Menschen (33 Prozent) spart auch mit Investmentfonds, besonders in Bayern und Baden-Württemberg (jeweils 45 Prozent). Junge Menschen in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern hingegen haben diese Sparform noch nicht in großem Ausmaß für sich entdeckt (19 Prozent). "Hier zeigt sich deutlich, dass sich Wissen bzw. Nichtwissen auf das Handeln beim Sparen auswirkt. Wer mit dem Begriff Rendite nichts anfangen kann, kennt möglicherweise auch die Sparform mit Rendite nicht", kommentiert Gay. Am schlechtesten kennen sich alle jungen Befragten ausgerechnet mit dem für Berufseinsteiger wichtigen Thema Vermögenswirksame Leistungen aus. Für ihr Wissen dazu geben sich junge Menschen in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern mit 4,0 die schlechteste Note. Die beste, allerdings auch nur eine 3,5, geben sich Bayern und Baden-Württemberger.
Schulen in der Verantwortung, bekommen aber vor allem von Berlinern schlechte Noten
Wenn es um die Vermittlung von Finanzwissen geht, sehen die meisten jungen Erwachsenen die Schulen in der Verantwortung (85 Prozent). Insbesondere in Sachsen-Anhalt/Thüringen (92 Prozent) und Sachsen (89 Prozent) äußern sich die 18- bis 29-Jährigen entsprechend. Allerdings bekommen die Schulen von knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) für die Vermittlung von Finanzwissen nur die Note mangelhaft bis ungenügend. Besonders ausgeprägt ist diese Meinung in Berlin, hier geben drei Viertel der jungen Befragten (75 Prozent) die Schulnote fünf oder sechs. In Rheinland-Pfalz/Saarland zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier beurteilen 73 Prozent der jungen Erwachsenen die Leistung der Schulen mit mangelhaft bis ungenügend.
Disziplin und Familie sind Erfolgsfaktoren beim Sparen, Eltern bekommen bessere Noten als Schulen
Das Rezept, um erfolgreich zu sparen ist für die meisten Disziplin (90 Prozent). Am häufigsten nennen die Befragten in Schleswig-Holstein dies als ausschlaggebenden Faktor für Sparerfolg (96 Prozent). Dass man in der Familie gelernt hat, wie Sparen richtig funktioniert, halten insbesondere die Befragten in Nordrhein-Westfalen (81 Prozent), Sachsen und Niedersachsen/Bremen (jeweils 80 Prozent) für das Erfolgsrezept. Gegenteiliger Ansicht sind die Befragten in Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern, wo nur etwa zwei Drittel (65 Prozent) der jungen Erwachsenen die Familie für den Erfolgsfaktor beim Sparen halten. Für die Vermittlung von Finanzwissen bekommen die Eltern bessere Noten als die Schulen. Sie erhalten von den Befragten immerhin eine zwei bis drei (2,8). Am besten schneiden sie in Hamburg und Bayern ab (Schulnote jeweils 2,6), am schlechtesten in Berlin (Schulnote 3,2) und Hessen (Schulnote 3,1).
Zur Studie
Das Marktforschungsinstitut Forsa hat im Juli 2021 im Auftrag von Union Investment 2.024 junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren befragt. Die Befragten nahmen an einer Online-Umfrage teil und konnten sich Zeit und Umgebung der Bearbeitung selbst aussuchen. Bei Umfragewerten, die sich nicht zu 100 Prozent addieren, gibt die Differenz den Anteil der unschlüssigen Befragten an.